Tinder-Date Nr. 50, Teil 11: Ein irreführender Vorschlag und kein Fazit

Füße still halten: Nachdem Nr. 50 unser geplantes Treffen am letzten Sonntag abgesagt hat, hab ich zunächst absolut keine Lust mich wieder bei ihm zu melden. Lieber erstmal abwarten, ob von ihm was kommt. Ich nehme mir für Montag und Dienstag extra ganz viel anderes Zeug vor, damit ich abgelenkt bin. Ich will nicht blöd rumsitzen und im Minutentakt auf mein Handy gucken. Guter Plan, denn so nehme ich Montag Abend kaum wahr, dass ich natürlich nichts von ihm höre. Am Dienstag so um die Mittagszeit habe ich dann schließlich doch eine Nachricht von Nr. 50 auf dem Display.

Die Nachricht selbst ist recht unspektakulär… was ich so mache, wie’s mir so geht… Blabla halt. Ich bin an dem Tag beruflich unterwegs und habe mir auch diesen Abend wieder ziemlich stark ausgeplant. Ich schreibe ihm aber dazwischen zumindest immer mal kurz zurück. So entwickelt sich zwar keine deepe Unterhaltung (und zum Telefonieren wäre ich zeitlich sowieso nicht gekommen), aber wir schreiben ganz angenehm. Die Absage vom Sonntag spricht weder er noch ich nochmal an. Das ist aber auch ok. Das Thema sehe ich wie vermutet bis dahin schon wieder viel entspannter. In der ersten Enttäuschung war das dramatischer als mit zwei Tagen Abstand. Auf jeden Fall schreiben wir also dienstags ganz nett. Wie es mit dem lose anvisierten Date für Mittwoch aussieht, frage ich nicht. Er hat das letzte Treffen abgesagt, also ist er am Zug und ich werde ihm nicht hinterherrennen wegen dem nächsten Date. Am Mittwoch Morgen schreibt er mir dann plötzlich

Guten Morgen, gestern noch nen tollen Abend gehabt? Wollen wir am Freitag mal zusammen laufen gehen?

Im ersten Moment freue ich mich über den Vorschlag. Und dann denke ich: Wieso schlägt der jetzt was für Freitag vor, wenn wir uns doch heute eh sehen? Und dann denke ich: Hmm… da will er wohl für heute wieder absagen. Alles andere macht doch gar keinen Sinn. Sonst könnten wir ja einfach am Abend drüber quatschen statt jetzt deswegen zu schreiben. Ich will aber genau wissen, was Sache ist und ob ich für den Abend was anderes planen kann. Ich schiebe meiner Antwort in Bezug auf Freitag also die Frage hinterher:

Bleibt’s eigentlich bei heute Abend?

Ich bin mir praktisch sicher, dass jetzt irgendein Blabla kommt von wegen „Heute doch zu kaputt“. Doch er schreibt einfach nur:

Jo, heute Abend steht.

Haa… ich bin überrascht. Und freu mich. Und denk mir, dass wilde Spekulationen in aller Regel eben doch reichlich dämlich sind. Weil man sich so oft verspekuliert, wenn man nur interpretiert und analysiert statt einfach miteinander zu reden. So auch in diesem Fall: Ich wäre davor jede Wette eingegangen, dass der Vorschlag für Freitag bloß ein geschickter Move ist, um den Mittwoch unauffällig abzusagen. Aber ganz offensichtlich hat er sich dabei wirklich nichts weiter gedacht.

Am Abend kommt Nr. 50 dann zu mir. Wir wollen das mit dem Film gucken nachholen. Ich lehne an meiner Wohnungstür als er aus dem Aufzug steigt. Er entdeckt mich und strahlt. Ich bin sofort wieder hingerissen. So ein schönes Lachen! Er steht vor mir, sagt „Jo, Guten Tag“ und hält mir frech grinsend die Hand zur förmlichen Begrüßung hin. Ich boxe ihn gespielt ein bisschen und falle ihm dann um den Hals. Wir knutschen bis ich sag, dass er aber auch ruhig erstmal die Schuhe ausziehen und rein kommen kann. Ich hol noch was zu trinken und er gammelt sich schon auf mein Sofa. Ich kuschel mich an ihn ran. Ich schnupper ein bisschen an ihm und sag, dass er umwerfend gut riecht. Wir quatschen eine ganze Weile, haben uns ja länger nicht gesehen. Wir erzählen, was wir in der Zeit so gemacht haben und zeigen uns gegenseitig Fotos. Das ist schön!

An einer Stelle schlucke ich: Wir reden über die anstehende Wahl. Ich frag ihn, ob er schon weiß, wie er wählt. Nein, sagt er, ist noch unentschlossen. Ich frag, ob er den Wahl-O-Mat gemacht hat. Ja, sagt er, und er war überrascht über das Ergebnis. Die höchste Übereinstimmung hatte er mit der NPD. Ich schaue ihn ungläubig an. Wirklich jetzt? Die NPD? Ich bin ziemlich entsetzt. Es kommt für ihn natürlich überhaupt nicht in Frage, die zu wählen, sagt er. Das ist ja schon mal gut. Aber trotzdem: Was muss man da bitte antworten, damit einem die NPD empfohlen wird? Ich lese mir die Fragen im Wahl-O-Mat extra nochmal durch. Natürlich sind dabei auch sehr viele relativ harmlose Fragen enthalten, auf die auch die NPD irgendwas angegeben hat. Sicher ist es möglich, dass man auch ohne rechte Gesinnung in einigen Fragen mit der NPD übereinstimmt. Wir hatten uns schon öfter über Politik unterhalten, da hatte ich definitiv nie den Eindruck, dass er in diese Richtung tendiert. Überrascht bin ich trotzdem.

Aber zurück zum Abend mit Nr. 50: Der ist richtig schön! Nachdem wir eine ganze Weile gequatscht haben, machen wir Netflix an und schauen weiter „You Me Her“. Von der Handlung hatte ich beim letzten Mal kaum was mitbekommen, weil ich… naja… etwas abgelenkt war. Er auch, aber er hat die Folgen daheim nochmal nachgeholt und erzählt mir kurz, worum es geht. Das hätte er sich sparen können, weil ich nach einer halben Folge wieder ziemlich abgelenkt bin… höhö. Er holt mal die Kondome aus seiner Jacke. Er hat Nachschub gekauft, sagt er. Er hat eine ganze Menge dabei und deponiert die ganz selbstverständlich in meinem Nachttisch. Die reichen für etliche gemeinsame Nächte. Ja, ich weiß ja. Kondome sind natürlich wie auch eine Zahnbürste keine nennenswerte materielle Investition. Das sagt daher natürlich überhaupt nix aus. So ein klitzekleines Zeichen ist es für mich trotzdem. Der Sex mit ihm ist wieder sehr sehr toll. Sagt sein Blick auch… hehe. Danach kuschel ich mich an ihn. Hach… ist das schön! Er riecht so gut. Er fühlt sich so toll an. Ich fühl mich so wohl. Wir nicken beide direkt ein. Sex ist halt anstrengend. Als wir wieder aufwachen werden noch schnell Zähne geputzt und dann gehen wir schlafen. Ich schlafe bislang nicht wirklich gut, wenn er bei mir schläft. Das ist noch so ungewohnt. Er schnarcht wieder äußerst leidenschaftlich, das macht’s auch nicht grade besser.

Als am nächsten Morgen mein Wecker klingelt, bin ich dementsprechend noch nicht sonderlich motiviert aufzustehen. Das Bett ist so herrlich warm und weich. Wenn da auch noch ein schöner Mann drin liegt, ist Aufstehen echt fies! Nr. 50 hat keinen Stress, da er Urlaub hat und erst mittags zu Freunden fährt, um auf ein Fest zu gehen. Wir kuscheln also nochmal eine Ewigkeit bis ich mich losreißen kann. Ich zieh mich an, mach mich fertig und hol mir beim Bäcker mein Frühstück. Nr. 50 bleibt solange liegen und kuschelt mit meinem Bett. Ich bin neidisch auf das Bett. Die zwei sehen echt unverschämt gut aus zusammen. Ich frühstücke und schaue den beiden zu. Ich fange dabei an zu plappern, damit Nr. 50 wach wird. Ich bin richtig fröhlich und gut gelaunt, obwohl ich nicht gut geschlafen habe. Aber ich fühle mich gut mit ihm. Bis ich mit dem Frühstück durch bin, hat er sich schließlich auch angezogen und wir verlassen gemeinsam die Wohnung. Die Fahrt im Aufzug nutzen wir nochmal zum Knutschen, den Weg zum fröhlichen Plaudern. An der Ecke zu ihm knutschen wir zum Abschied. Mach’s gut und bis morgen!

Mein Fazit nach dem Date

Irgendwie hab ich das Gefühl, ich müsste euch noch ein einigermaßen sinnvolles Fazit präsentieren. Vor allem, da im letzten Beitrag alle so mitgefiebert haben (tausend Dank für die zahlreichen Kommentare… ich war überwältigt!). Aber irgendwie hab ich noch nicht wirklich ein Fazit parat. Es war in jedem Fall schön mit ihm. Und morgen sehen wir uns schon wieder. Vielleicht hätte ich noch irgendwas zu ihm sagen sollen wegen Sonntag. Keine Ahnung. Hat sich nicht ergeben.