Tinder-Date Nr. 50, Teil 8: Von Küssen im Wald und einem neuen Badaccessoire

Das achte Date mit Nr. 50 ist also verabredet. Die Sache mit seinem neuen Foto bei Tinder will ich dabei ausblenden. Den Plan zu der Unternehmung hatten wir schon länger gefasst. Dazu muss ich sagen, dass Nr. 50 begeisterter Mountainbiker ist. Über seinen Sport hatten wir uns neulich mal unterhalten und ich hab ein paar Fragen gestellt. Daraufhin meinte er, dass er mir das gerne mal zeigen würde, wenn ich Lust hab. Am Stadtrand unserer Stadt gibt’s nämlich ein ziemlich großes Gebiet mit Trails und Schanzen und sowas. Da wollen wir beim achten Date hin. Ich habe selber auch ein Mountainbike, aber fahre nur äußerst selten Strecken, für die man das wirklich braucht. Und schon gar nicht so krasses Zeug wie Nr. 50. Ich dachte eigentlich auch, dass wir bei diesem Date zwar in die Gegend der Trails fahren, aber da nicht wirklich drauf gehen. Als ich zum Treffpunkt fahre und Nr. 50 in seinem Mountainbike-Outfit sehe, kriege ich dementsprechend erst einen Schreck und dann einen Lachanfall. Was er denn eigentlich vor hat, frage ich. Ich dachte eher so an eine gemütliche Spazierfahrt. Er sieht aus als würden wir gleich die Alpen überqueren. „Na du wirst schon noch neidisch sein auf mein Outfit.“, sagt er grinsend und wir fahren los.

Erstmal geht es eine ganze Weile durch die Stadt bis wir überhaupt zu dem Wald kommen. Nr. 50 freut sich, dass ich sein Tempo locker mithalte und nicht mal richtig außer Atem bin. Ich bin aktuell echt fit. Unterm Fahren beginnen wir zu quatschen und blödeln viel rum. Am Wald angekommen halten wir nochmal kurz an. Nr. 50 hat so einen Trinkschlauch am Rucksack. Ich hab wirklich nicht mitgedacht und noch nicht mal was zu Trinken dabei. Er fragt, ob ich trinken möchte. Ich muss dazu ganz nah an ihn ran, um an den Trinkschlauch zu kommen. „Einfach drauf beißen und dann ganz fest saugen. [Pause] So wie du das bei mir auch machst.“, grinst er mir her. Ich muss total lachen und frag, ob ich bei ihm auch mal drauf beißen soll. Ach… wir haben heute wieder richtig viel Spaß und alles ist ganz unbeschwert. Dann geht’s weiter in den Wald. Er will mir davor noch seinen Helm aufquatschen. Aber das hab ich natürlich überhaupt nicht nötig, weil ich sowieso nicht hinfallen werd. Ehrensache!

Mit ihm im Wald zu fahren, ist total lustig. Er guckt ständig nach mir und schaut, ob ich klar komme. Ich bin die ganze Zeit am Lachen. An den blöden Stellen schieb ich halt kurz, kein Problem. Dann kommen ein paar Schanzen. Ich steige ab und Nr. 50 zeigt mir, wie er sowas fährt. Ich bin schwer beeindruckt und er strahlt total happy. Wir fahren weiter. Dann kommt ein großer Bereich mit steilen Abhängen und richtigen Schanzen. Wir steigen ab und schauen uns das zu Fuß an. Das ist auch ihm zu krass, sagt er. Er schaut so schön aus! Ich geh auf ihn zu, er denkt ich will trinken. Aber ich will ihn lieber küssen. Er kichert. Wir grinsen uns an. „Hey“, sagt er. Wir knutschen ewig lange. Herrlich! Wir hören einen anderen Mountainbiker kommen. Der fährt mit einem fetten Grinsen an uns vorbei und freut sich sichtlich mit uns mit.

Wir laufen ein bisschen durch den Wald und Nr. 50 zeigt mir die verschiedenen Strecken und Schanzen. An einigen Stellen ist es richtig steil. Ich springe fröhlich und wild den Berg rauf und runter, er kommt kaum hinterher. Er freut sich drüber. „Die meisten Frauen bleiben ja lieber daheim auf dem Sofa sitzen statt sowas zu machen“, sagt er. Ich nicht. Ich würde gerne mal mit ihm wandern gehen, sag ich. Und dann mit ihm im Wald vögeln, denk ich noch. Klar, darauf hätte er auch total Lust, sagt er. Also aufs wandern. Das mit dem Vögeln weiß er ja nicht. Er sagt, dass man hier im Wald aufpassen muss wegen Zecken. Ich erkläre mich gerne bereit, ihn später auf Zecken zu untersuchen, grins ich ihn an. Die krabbeln ja überall hin, sag ich, da muss man sehr gründlich sein. Er strahlt. Wir gehen zurück zu den Rädern und knutschen noch ein bisschen. Wir steigen auf und wollen weiterfahren. Puh… so kann er nicht fahren, sagt Nr. 50, wir müssen noch kurz warten… hehe. Dann fahren wir zurück in die Stadt. Jeder geht kurz duschen und danach treffen wir uns wieder, um was zu essen.

Er kommt zu mir. Wir überlegen erst, Essen zu gehen. Nachdem wir aber gleich knutschend auf dem Sofa versinken, entscheiden wir uns lieber bloß was zu holen. Wir rufen bei der Pizzeria um die Ecke an und bestellen. In der Wartezeit setze ich mich auf seinen Schoss und bewege mich ein bisschen. Ob ich das später nochmal ohne Hose machen darf, frag ich. „Nö, also das möcht ich echt nicht.“, grinst er mich rotzfrech an. Wir können uns kaum losreißen als wir die Pizza abholen müssen. Aber ich habe Todes-Hunger, also brechen wir doch mal auf. Wir essen Pizza und hören dazu Musik. Er klickt sich durch meine aktuelle Playlist und freut sich, dass darin vieles vorkommt, was er auch gerne mag. Nach dem Essen schlägt er vor, von Musik zu Netflix zu wechseln. Ich denk mir gleich, dass das relativ sinnlos sein wird, weil ich mich bei so einem tollen Mann auf meinem Sofa sicher nicht auf eine Serie konzentrieren kann. Er entdeckt in meiner Liste „You Me Her“ und fragt, ob ich das geguckt hab. „Oh ja, und seitdem möcht ich unbedingt mal nen Dreier haben“, grins ich. Er kichert und fragt, ob mit ner zweiten Frau oder einem zweiten Mann. Definitiv mit einer zweiten Frau, sag ich. Er kriegt große Augen.

Wie erwartet: Von der Serie kriegen wir praktisch nix mit. Dafür haben wir phantastischen Sex. Unser Sex war ja vom ersten Mal an echt gut. Aber diesmal wird es finde ich noch besser. Wir lassen uns endlos Zeit. Eigentlich machen wir den ganzen Abend nichts anderes. Sex und kuscheln. Es ist irre schön. Zwischendurch nicken wir mal beide kurz ein. Er streichelt mich wieder wach und läutet die nächste Runde ein. Nach fünf Orgasmen bin ich irgendwann ganz schön erschöpft. Nr. 50 ist leider noch nicht gekommen. Ich hab ein richtig schlechtes Gewissen. Er sagt aber, dass das Quatsch ist, weil das absolut nichts mit mir zu tun hat, sondern bei ihm eben manchmal so ist. Aber es war für ihn trotzdem wahnsinnig gut, sagt er. Wir kuscheln noch ewig. Ich streichle ihn am Rücken und am Kopf. Darauf steht er sagenhaft und nickt ein. Ich werd auch müde, also gehen wir schlafen. Er sagt ganz feierlich, dass er eine Zahnbürste mitgebracht hat. Ich lache, weil alles andere ja irgendwie ziemlich dumm gewesen wäre. Wir stehen zu zweit in meinem winzigen Bad und kichern beim Zähneputzen. Er legt seine Zahnbürste neben meinen Zahnputzbecher. Danach kuscheln wir uns in den Schlaf.

Zu zweit schlafen bin ich echt nicht mehr gewöhnt. Ich schlafe trotzdem erstaunlich gut. Und das obwohl Nr. 50 wieder hemmungslos schnarcht. Nach dem Aufwachen kuscheln wir noch ewig. Leider haben wir schon am Vorabend festgestellt, dass wir gar kein Kondom mehr für den Guten-Morgen-Sex haben. Als wir schmusen und er meine Brüste streichelt, sag ich: „Na toll, jetzt will ich mit dir schlafen.“ „Komm, wir machen Petting. Wie die Teenies.“ Wir kichern. Und was soll ich sagen… Petting mit ihm ist besser als mit manch anderem richtiger Sex. Ich hab einen irre schönen Orgasmus. Sogar ganz ohne lecken. Er hat’s halt einfach drauf. Danach strahle ich ihn an und sag: „Jetzt bist aber wirklich mal du dran.“ Dann strahlt er. Ich leg mich nochmal richtig für ihn ins Zeug und endlich kommt er auch. Ich bin happy danach. Er sowieso.

Ich kuschel mich wieder an ihn. Er holt sein Handy und zeigt mir diesmal seine aktuelle Playlist. Wirklich viel ähnliches dabei. Er will mir an seinem Handy was zeigen und schaltet dazu den Flugmodus aus. Neue Benachrichtigungen trudeln ein. Von Tinder ist nichts dabei. Aber von Lovoo. Irgendwas mit „Schau mal wieder rein, du könntest neue Nachrichten haben“. Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, ich war nie bei Lovoo. Eigentlich sollte mir das ja auch egal sein. Ich lieg mit ihm im Bett und es fühlt sich irre gut an. Das sollte alles sein, das mich interessiert. Ein wenig nervt es mich trotzdem. Insbesondere nach der Sache mit dem geänderten Tinder-Foto vom Vortag. Einmal tief durchatmen! Ich überlege kurz, dazu was zu sagen. Aber eigentlich ist dieser Moment grade so schön. Ich will jetzt nicht über sowas reden. Ja, das ist dumm. Das denke ich mir im Nachhinein auch. Das wäre an sich die perfekte Steilvorlage gewesen. Verpasst!

Wir liegen noch ewig lange im Bett, hören seine Musik und kuscheln einfach nur. Das ist wahnsinnig schön. Fühlt sich so intensiv an. Und vertraut. Einfach gut! Wanda singt. Ich sing ein bisschen mit. „Aber Baby, ich brauch dich nah bei mir.“ Das stimmt. „Mein Glied unterwirft sich der Diktatur – deines Mundes, Baby.“ Ich kichere, weil das auch stimmt. Ich frag, ob wir nicht aufstehen sollen. Er fährt an diesem Tag noch zu seiner Schwester und wollte eigentlich nicht allzu spät los. Nö, er will noch nicht raus aus dem Bett, sagt er. Ich hab eh keinen Stress, sag ich. Als wir uns doch irgendwann losreißen können, machen wir uns fertig und gehen noch zum Bäcker nebenan zum Frühstücken. Die Bäckerfrau grinst mich vielsagend an. Ich hol bei ihr jeden Morgen mein Frühstück und war noch nie mit einem Mann da. Wir genießen noch ein entspanntes Frühstück und verabschieden uns danach. Wild knutschend natürlich. Wir wünschen uns gegenseitig eine schöne Zeit. Er kommt Sonntag Nachmittag zurück, sagt Nr. 50, vielleicht können wir uns ja dann nochmal sehen. Das wär schön, sag ich. Wir schreiben dann einfach nochmal, ob es zeitlich klappt. Ich komm zurück in meine Wohnung. In meinem Zahnputzbecher stehen jetzt zwei Zahnbürsten.

Und wie geht’s jetzt weiter?

Wer den Beitrag von gestern gelesen hat, der fragt sich jetzt sicher, warum ich meinen Mund nicht aufbekommen hab und zumindest mal gefragt hab, ob er sich aktuell noch mit anderen trifft. So ganz kann ich das auch nicht erklären. Ich bin in der Hinsicht echt komisch. Ich lieg mit ihm im Bett und es ist so schön. Ich fühle doch, dass alles super ist, warum muss ich ihn jetzt fragen, ob alles super ist? So denke ich mir das in dem Moment. Das Grübeln kommt dann immer erst hinterher. Aber mal ehrlich: Das Wochenende hat drei Abende, einen verbringt er bei seiner Schwester. Die anderen beiden will er mit mir verbringen. Das sagt doch mehr als alle Worte. Irgendwie. Und überhaupt: Wann sollte er denn da überhaupt eine andere treffen? Dazu wär doch gar keine Zeit. Dieser Logik folgend könnte ich natürlich genauso gut einfach fragen, dann wüsste ich es anstatt drüber zu spekulieren. Ich bin eben bescheuert! Nächste Chance evt heute Abend…

25 Gedanken zu “Tinder-Date Nr. 50, Teil 8: Von Küssen im Wald und einem neuen Badaccessoire

      • Natürlich ist das schön. Ich gehe nur in Gedanken meine Freunde und Bekannte durch und da fällt mir niemand ein, der so regelmäßig seine Schwester besucht. Schon gar nicht wenn die Alternative eine neue Frau ist. Jeder ist eben anders.

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        • Das stimmt natürlich, ich kenne auch nicht viele andere mit einem so guten Verhältnis zum Geschwister. Aber ich selbst bin in diesem Jahr mit meinem Bruder in den Urlaub gefahren, also finde ich es auch nicht sooo abwegig.
          Naja und er hat 2 von 3 verfügbaren Abenden mit der neuen Frau verbracht. Das reicht ihr eigentlich. 😀

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  1. Das klingt alles ganz wunderbar, ich freu mich und beneide Dich sowas von ;)!!! Du machst es schon richtig, wenn der Moment passt, es anzusprechen, wirst Du es merken und auch tun. Wenn nicht dann nicht. Eure Geschichte geht so oder so weiter, Anfänge sind ja immer so aufregend und unberechenbar, das macht den Zauber aus. Ich hoffe es läuft weiter in der Art wie Du es Dir wünschst und wie es gut für Dich ist!

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  2. Ich würde Dich auch noch nichts sagen. Bewahre die Ruhe und warte ab.
    Wenn er seinen Beziehsstatus in „vergeben“ geändert hat und die Apps trotzdem noch nutzt, kannst Du immer noch etwas sagen.😉

    An Deiner Stelle würde ich mir aber auch Gedanken machen. Ist schon seltsam.

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