Prolog zu Tinder-Date Nr. 50, Teil 14: Laufen wir in die gleiche Richtung?

Die letzte Woche ist bei mir wie erwartet ein einziger Dauerlauf. Im wahrsten Sinne. Auf Arbeit stecke ich mitten in einem Projekt und arbeite jeden Tag irre viel. Dazwischen laufe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen 10 km-Lauf. Laufen fand ich ja immer ziemlich doof und ich bin gar nicht sicher, ob sich das überhaupt geändert hat. Aber aus einer Schnapsidee heraus hab ich mich zu diesem 10 km-Lauf angemeldet. Und da ich leider ein übertrieben ehrgeiziger Mensch bin, will ich es dann auch unbedingt in einer guten Zeit schaffen und trainiere viel dafür. Mein ganzes Umfeld fiebert mit. Am Tag des Laufes denken alle möglichen Menschen an mich. Schreiben mir davor, dass sie mir die Daumen drücken. Fragen hinterher, wie es gelaufen ist. Das freut mich. Nr. 50 schreibt nicht. Obwohl ich grade ihm ständig davon erzählt hab. Daher wollte er immer mal mit mir zusammen laufen gehen. Haben wir letztendlich nie geschafft.

Aber naja, irgendwie hatte ich wohl trotz allem angenommen, dass er mir vor oder nach dem Lauf bestimmt mal schreiben würde. Aaach… auch wieder dumm. Weiß ich ja. Aber das wär halt ganz praktisch gewesen, dann hätte ich geschmeidig das nächste Treffen vorschlagen können. Ich hab nämlich absolut keinen Bock, ihm von mir aus zu schreiben und nach einem Date zu fragen. Er hat Sonntag abgesagt. Wieder. Und auf komische Art. Also schlage ich doch nicht am Dienstag wieder von mir aus was vor. Ne, dafür bin ich zu stolz. Das würde mir echt wie hinterherlaufen vorkommen. Obwohl ich so vor allem mir selbst schade. Weil ich dadurch nicht zur Aussprache und auch nicht zu Gewissheit komme, nach der ich mich von Tag zu Tag etwas mehr sehne.

Nr. 50 meldet sich dann am Feiertag spät abends bei mir. Er hat an dem Tag nochmal dem Max geholfen beim Umzug. So ein Fleißiger, der Nr. 50. Und so viel zu tun hat der. Von Freitag bis Dienstag war er in der Stadt. 500 Meter von mir entfernt. Und wir haben uns nicht mal für ne halbe Stunde auf nen Kaffee gesehen. Keine weiteren Fragen eigentlich. Oder? Aber es reicht mir mit Oder’s und Fragezeichen. Der Plan ist gefasst, den Spekulationen ein Ende zu bereiten. Nachdem das am Feiertag nicht geklappt hat, steht das Gespräch für dieses Wochenende fest auf meinem Plan. Ich schreibe Nr. 50 also am Donnerstag Abend mal an. Wir texten etwas hin und her. Ich frag, was bei ihm am Wochenende so ansteht. Am Freitag hilft er nochmal dem Max (zieht der Mensch eigentlich einen fünfstöckigen Palast um oder was?!), sonst ist nix geplant, schreibt er. Ich frag also, ob er Samstag was mit mir machen möchte. Seine Antwort:

Samstag hab ich schon was vor. Da wollte ich…

Aaaach… jetzt auf einmal hast doch was vor, du Spast?! Ich will grade anfangen mich wahnsinnig aufzuregen, da les ich doch erst mal den Rest der Nachricht.

…was mit der „Tinderundsowas“ vom „Sowiesoweg“ machen.

Öhm… achso. Das bin ja ich. Gar kein Grund zum Aufregen also. Nun gut. Ich zieh ihn daraufhin auch ein bisschen auf. Wir halten also den Samstag fest und darüber freue ich mich sehr. Gar nicht mal vorrangig, weil ich so froh wäre, ihn zu sehen. Sondern weil ich das jetzt wirklich klären will. Muss! Was ich für ein Gefühl in Bezug auf Nr. 50 hab, kann ich nicht definieren. Die Woche über war ich so auf die Arbeit und den Lauf fokussiert. Da hab ich tatsächlich nicht viel über die Sache nachgedacht. Und so blöd das klingt: Ich hab ihn seit nunmehr fast zwei Wochen nicht gesehen. Und die positiven Gedanken und schönen Gefühle für ihn können sich seit letztem Freitag immer schwieriger durchsetzen gegen die Enttäuschung über seine schwache Kommunikation, sein überschaubares Interesse mich zu sehen und meine Verwirrung über die Situation.