Tinder-Date Nr. 50, Teil 7: Durchschnaufen beim Frühstück

Noch eine kurze Episode mit Nr. 50 vom letzten Wochenende (hatte wenig Zeit zum Schreiben diese Woche): Am Morgen nach dem seltsamen sechsten Date mit ihm und seinem Ex-Date fühle ich mich ziemlich komisch. Ich bin nicht sicher, ob mein Verhalten gut war. Ich hab versucht, das Beste aus der blöden Situation zu machen. Ich wollte locker und entspannt sein. So ganz ist mir das wohl nicht gelungen, wenn ihm und dem Ex-Date aufgefallen ist, dass ich mich unwohl gefühlt hab. Was Nr. 50 jetzt wohl denkt? Über mich? Über die letzte Nacht? Hält er mich jetzt für eine obereifersüchtige Spaßbremse? Ändert das irgendwas zwischen uns? Das will ich nicht! Ich bin weder übermäßig eifersüchtig noch eine unentspannte Spaßbremse. Vielleicht ist es Quatsch, dass ich mich in dieser Situation wieder vorrangig frage, ob ich selbst was falsch gemacht hab. Aber so ticke ich halt. Ich hab auch einfach keine Lust, die ganze Woche über mit einem komischen Gefühl rumzulaufen und mich zu fragen, ob zwischen uns noch alles cool ist. Also schreib ich ihm einfach mal: „Bin grade mit einem mords Hunger aufgewacht. Lust auf ein Frühstück?“

Die Nachricht wird eine ganze Weile nicht zugestellt, er schläft also noch. Danach schreibt er gleich „Ja gerne“ und wir machen was aus. Ich nehme mir vor, nochmal was zu sagen zur Nacht zuvor. Aber ganz lässig. Als wir uns dann so um die Mittagszeit wiedersehen, ist es entspannt zwischen uns. Wir fahren mit den Rädern in die Stadt. Wir sitzen draußen mit Blick auf das Event, das schon wieder weiter geht. Wir bestellen Frühstück, gucken dem Treiben zu und quatschen ganz locker. Alles ist sehr entspannt. Das Thema vom Vorabend spreche ich nicht an. Irgendwie hab ich nicht das Gefühl, dass das nötig wäre. Damit würde ich dem Thema vielleicht mehr Bedeutung beimessen als es eigentlich hat.

Nach dem Frühstück schlendern wir über das Event und durch die Straßen unserer Stadt. Es ist wieder angenehm und lustig mit ihm. Wir blödeln rum. Er macht Pläne für ein nächstes Treffen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass wir beide etwas gehemmt sind. Unser Umgang ist nicht unangenehm oder so, aber es wird diesmal nicht geknutscht oder geschmust. Auch der Abschied ist distanzierter als sonst. Wir fahren nach rund drei Stunden zurück in unseren Stadtteil. An der Ecke zu seiner Straße halten wir kurz an, drücken uns vom Rad aus. Er wünscht mir ein schönes restliches Wochenende. Er guckt mich so an. Es sieht so aus als würde er noch was sagen wollen. Wir sehen uns einfach bald wieder, sagt er dann nur. Wir küssen uns doch noch kurz. Aber bloß kurz.

Als ich daheim bin, leg ich mich erstmal aufs Sofa. Ich bin irgendwie erschöpft. Emotional. Und körperlich. War doch die ein oder andere Schnaps-Runde dabei in der letzten Nacht. Und dann gibt’s wieder mal Gedankenchaos. Ich denk alles rauf und runter. Tausend vollkommen sinnlose Gedanken. Ich kann mich echt reinsteigern in sowas. Dabei ist doch eigentlich alles gut:

Nr. 50 und ich lernen uns kennen. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist grade mal vier Wochen her, dass er mir die allererste Nachricht bei Tinder geschickt hat. Er verbringt offensichtlich gerne Zeit mit mir und hat weiterhin Lust, mich kennenzulernen. Und er lässt sich Zeit dafür, das ist toll! Ob das mit uns was wird, können wir beide nicht wissen. Er gibt uns die Chance, es herauszufinden. Und das sollte ich auch tun. Ich sollte nicht alles verkomplizieren, indem ich mir zu viele vollkommen unnötige Gedanken mache. Ich sollte mich einfach freuen, dass ich einen so tollen Mann kennengelernt habe, der ernsthaftes Interesse an mir hat. Ich will die Zeit mit ihm genießen, will ihm das Beste von mir zeigen und trotzdem ich selbst bleiben. Und wenn das am Schluss nicht reicht, dann ist es eben so. Dann kann ich es nicht ändern und er auch nicht. Auf jeden Fall gibt er uns eine faire Chance. Und wirft nicht einfach hin bei der ersten kleinen Schwierigkeit. Ich bin froh, dass es das doch noch zu geben scheint. Trotz Tinder.

Und wie ging’s nach dem Frühstück weiter?

Seitdem hatten wir noch einige Male über WhatsApp Kontakt. Sogar relativ rege von seiner Seite aus. Er schickt mir Fotos vom Freitag. Wir haben viele Selfies gemacht. Die meisten sind ziemlich toll. Zum Anschmachten. Auf einem ist das Ex-Date mit drauf. Schön… jetzt hab ich ein Foto von mir, meinem Date und seinem Ex-Date. Ich sollte mir einen hübschen Rahmen kaufen und das über mein Bett hängen, ist ja schon was besonderes.
Nr. 50 warnte mich dann noch vor, dass er zwei Tage lang nicht erreichbar ist. Sie machen bei der Bundeswehr so eine spaßige Übung, bei der sie irgendwo ausgesetzt werden und dann durch die Gegend marschieren und im Freien schlafen. Da wird er sein Handy nicht dabei haben, schreibt er. Ich freue mich, dass er mir Bescheid sagt. Ich muss kurz an die Situation denken als Nr. 36 in der Höhle geschlafen hat und muss schmunzeln… wenn einem der andere zumindest so ein kleines bisschen irgendwas bedeutet, dann sagt man eben Bescheid, wenn man mehrere Tage nicht erreichbar ist. Aber das nur so als Randnotiz. Mit Nr. 50 geht’s dann wohl morgen weiter.